Die Attahöhle im Sauerland wurde nach der Fürstin Atta benannt, © Atta-Höhle

Attahöhle und Dechenhöhle


Fabelhafte Magie der Unterwelt

Was sie bei Sprengungen im Sommer 1907 hinter der Staubwolke im Fels sahen, ließ den Steinbrucharbeitern im Sauerland den Atem stocken: Vor ihren Augen tat sich ein Labyrinth aus wundervoll geformten Tropfsteinen auf. Kunstvoll gewachsene Stalagmiten und Stalaktiten  tauchten aus der Dunkelheit auf wie steinerne Gardinen, die von der Felsdecke herabhingen – beeindruckender als jeder Bildhauer sie hätte kreieren können.

Die Arbeiter hatten einen richtigen Schatz gefunden: ohne es zuvor zu ahnen, hatten sie den Eingang zur sagenhaften Attahöhle freigelegt, die damit nach Millionen von Jahren zum ersten Mal von Menschen betreten wurde. Benannt wurde dieses Steinreich später wie die Hansestadt Attendorn, in deren Bereich die Höhle liegt, nach der Fürstin Atta. 

Kühl und geheimnisvoll

Auf einer Strecke von 1,8 Kilometern können Besuchende heute diese imposante Unterwelt erkunden und bei einer konstanten Temperatur von neun Grad in eine kühle und geheimnisvolle Welt eintauchen. Weit weg von Wind und Wetter hören Abenteurer hier in ruhigen Momenten das ewige Tropfen des Wassers, das die Steine alle zehn Jahre um nur etwa einen Millimeter wachsen lässt.

Ruhig geht es in der Attahöhle heutzutage jedoch nicht mehr unbedingt zu, wird sie doch jährlich von 150.000 bis 200.000 Menschen besucht. Denn sie gilt zurecht als eine der größten und schönsten Tropfsteinhöhlen Deutschlands.  

Frische Luft und Ruhe

Damit Besuchende trotz des hohen Andrangs auch die Stille und Ruhe der Höhle genießen können, hält die Attahöhle ein besonderes Angebot parat: In der Gesundheitsgrotte können die Gäste sich so richtig entspannen, die fantastische Lichtstimmung auf sich wirken lassen und auf Ruheliegen die klare Höhlenluft atmen.

Hier belasten weder Staub noch Keime, Pollen oder Ozon die Luft. Stattdessen verhelfen eine konstante Temperatur von neun Grad und die ständige Luftfeuchtigkeit von 95 Prozent zu einer anregenden und vertiefenden Atmung. Und die natürlichen Gesteinsfilter der Attahöhle sorgen zusätzlich dafür, dass die Luft hier noch reiner ist als eine Meeresbrise oder die Luft im Hochgebirge. Besonders auf Menschen, die unter Problemen mit den Bronchien, an Allergien oder Stress leiden, wirkt die Höhlenluft wohltuend und kann zur Besserung beitragen.

Und sogar auf Käse soll dieses besondere Klima einen positiven Einfluss haben: Der Atta-Käse reift rund drei Monate in den Höhlengängen und erhält angeblich genau deshalb seinen würzigen Geschmack. Besuchende können ihn natürlich direkt vor Ort in der Atta-Höhle probieren.

Steinerner Wasserfall

An der Dechenhöhle in Iserlohn erfreuen sich Besuchende sogar schon weitaus länger als an der Attahöhle: 1868 bei Felssicherungsmaßnahmen für eine neue Bahnstrecke entdeckt, zog sie schon im 19. Jahrhundert abenteuerlustige Gäste an.

Highlight dieser Höhle am nördlichen Rand des Sauerlandes ist früher wie heute die Kaiserhalle, die Besuchende auf ihrem Rundgang durch die Höhle über die Orgelgrotte, vorbei am steinernen Wasserfall, den zauberhaft grün schimmernden Nixenteich und der Palmensäule, erreichen. Hier ragt majestätisch eine frei stehende Steinkaskade empor, die im Fließen erstarrt zu sein scheint – ein Anblick, der so manchen Besucher angesichts der gewaltigen Macht der Natur vor Ehrfurcht  erstarren lässt. 

Höhlenlöwen und -bären

In der Dechenhöhle können Besuchende jedoch weit mehr erleben und erfahren als nur die fantastischen Steinformationen zu betrachten. Bekannt ist die Höhle nämlich auch für ihre Tierfunde. Das Deutsche Höhlenmuseum stellt eine naturgetreue Nachbildung eines Höhlenlöwen, eines Höhlenbären sowie ein in der Höhle selbst entdecktes Skelett eines Höhlenbären-Babys aus.

Auch weitere Funde, wie Werkzeuge aus der Zeit der Neandertaler, werden im Museum ausgestellt. Außerdem können Besuchende hier viel Wissenswertes über die Entstehung von Höhlen und die erdgeschichtliche Entwicklung erfahren. Auch die nach wie vor existierende Tierwelt der Dechenhöhle kommt nicht zu kurz: In einem Aquarium können Besuchende zum Beispiel blinde Höhlenfische bestaunen.

Spannende Führungen

Auch heute, fast 150 Jahre nach der Entdeckung der Dechenhöhle, hat das Labyrinth in der Dunkelheit sein Mysterium noch längst nicht verloren. Immer noch entdecken Höhlenforscher jährlich neue und bisher unbekannte Gänge. Für Freizeitforschende sind die gesicherten und beleuchteten Gänge auch in einer 40-minütigen Führung zugänglich. Spezialarrangements wie Kindergeburtstage, Konzerte oder Kerzenführungen zeigen außerdem die Magie des Verborgenen in immer neuem Licht.

Und genau wie die Attahöhle hat auch die Dechenhöhle ihre kulinarische Spezialität: In ihr reift vier Wochen lang der Dechenhöhlenstollen, ein nach Dresdener Art gebackener Weihnachtsstollen, der durch die Lagerung in der Höhle seinen außergewöhnlichen Geschmack erhalten soll.

www.atta-hoehle.dewww.dechenhoehle.de

  • In den Höhlenseen wie hier in der Dechenhöhle leben blinde Fische, © Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn
    Stalaktiten wachsen von der Höhlendecke herunter, © Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn
    Bären in der Dechenhöhle
  • Höhlenlichter Regenbogenfluss Dechenhöhle, © Dechenhöhle